Zwangsversteigerung, Befreiung meines Wohnmobils aus den Händen des Staates Ecuador

Zwangsversteigerung meines Wohnmobils durch den Staat Ecuador und mein Hilferuf in den Tagesnachrichten von Ecuador

Am 24. Januar 22, erreicht mich eine Mail des General-Zolls von Ecuador, in dem mir in einer ausführlichen Erklärung von unzähligen Gesetzes-Paragrafen mitgeteilt wird, dass mein Wohnmobil in den nächsten 28 Tagen vom Staat Ecuador versteigert wird.

Ich kann Euch nicht beschreiben, was dies in mir auslöste. Geschwächt und immer noch kämpfend an den Covid-Nachfolgen, mein Zuhause, mein einziges Zuhause, soll ich verlieren, nur weil ich ein Volontär- und kein Touristen Visum für Ecuador habe?

Mein ganzer Körper zitterte und ich musste akzeptieren, dass ein Weg der Vernunft in Ecuador nicht möglich ist. Ich habe gekämpft auf vielen Ebenen und mir ist viel gelungen: Ich habe geschrieben mit „der Prüfstelle des Zolls“, dem General Prokuristen von Ecuador, dem Justizminister von Ecuador und letztlich mit dem Sekretariat des Präsidenten. Meine Geschichte mit einem Hilferuf an den Präsidenten, wurde selbst von den ecuadorianischen Tagesnachrichten ausgestrahlt… aber letztendlich stand am 24. Januar die Einleitung der Versteigerung meines Wohnmobils durch den Staat Ecuador.

Der Weg der Befreiung meines Wohnmobils aus den Händen des Staates - 5 Monate von Abgabe des Fahrzeuges in Deutschland bis Auslösung in Südamerika

Gezwungen durch diese Umstände teilte ich am 25. Januar 22 meinem Missionskrankenhaus die Kündigung meines Volontär-Visa mit und bemühte mich, einen Termin bei der „Einreisebehörde“. Als offiziell nächstmöglicher Termin zur Kündigung meines Visa wurde mir Mitte Mai angegeben. Zu spät, bis dahin ist mein Fahrzeug versteigert.

Kündigung VISA

Man muss sich an die Gegebenheiten anpassen, Termine und Vereinbarungen haben hier nicht den gleichen Stellenwert wie in Europa. Persönliche Kontakte und persönliche Vorsprachen stehen hier an erster Stelle. Danke für die Hilfe… am 26. Januar stehe ich vor dem riesigen Verwaltungsgebäude „Plataforma“ und durch ein Wunder komme ich an die richtige Person. Ich meine wirklich ein Wunder. Ich konnte mit Hilfe von Freunden mit dem Verwaltungsdirektor sprechen, der alles organisierte und schon nach 1,5 Stunden hatte ich meine amtliche Bestätigung zur Kündigung meines Visa in der Hand.

 

Einreise nach Kolumbien und Einreise nach Ecuador

Jetzt steht die behördliche Aufforderung: innerhalb von 72 Stunden das Land zu verlassen. Doch wohin? Mein Direktor der Schule meinte, dass alle Grenzen durch Covid geschlossen sind und nur eine Ausreise über den Flughafen möglich ist. Meine Freunde meinten, nein, die Grenze nach Kolumbien ist offen. Die deutsche Botschaft weiß von einer Grenzöffnung nach Kolumbien nichts und auch die angefragten Behörden sind sich unsicher, nur meine Freunde sagen, ja die Grenze ist seit 15. Dezember 21 offen.

Ich war unsicher und habe mich aber irgendwie geborgen in Gottes Hände gefühlt. Keine Ahnung, wie man es beschreibt, aber es hat sich gut und nach Sicherheit angefühlt. Also ab, am 27. Januar 22 an die gefürchtete kolumbianische Grenze und siehe, die Grenzstationen sind offen und es herrscht ein Durcheinander, für Europäer unvorstellbar.

Wer einen Stempel vom Zoll braucht hält an der Grenze an, alle anderen und das ist eindeutig die Mehrzahl, fahren einfach ohne Kontrolle, ohne Eintragung der Behörden durch.

Ich brauche viele Stempel, für die Ausreise aus Ecuador, Einreise nach Kolumbien, Ausreise aus Kolumbien, Einreise als Tourist nach Ecuador. Klingt sicherlich komisch, aber alle Grenzer waren ausgesprochen höflich und hilfsbereit. Selbst mit dem zusätzlichen Papierkram für Covid, den niemand interessierte, aber für das Prozedere notwendig ist, halfen sie mir geduldig. Nach circa 3 Stunden, in allen Zollgebäuden, hatte ich meine Papiere und Stempel.

 

Befreiung des Wohnmobils in Manta

Gleich im Anschluss ging es 18 Stunden mit dem Bus von Kolumbien an das andere Ende von Ecuador, nach Manta zum Hafen und zum Zoll.

Am 29. Januar, 9.00 Uhr, war es soweit, ich begann den bürokratischen Prozess für die „Befreiung“ meines Wohnmobils beim Zoll, einen weiteren bei der Hafenbehörde und zusätzlich den Prozess zur Aufhebung der staatlichen Versteigerungsauktion meines Fahrzeugs. Diese laufen in Entwicklungsländern etwas anders als für uns gewohnt.

Kleiner Auszug: Das 48 Stunden alte offizielle Dokument von der Immigrationsbehörde zur Kündigung meines Volontär-Visas und die Stempel im Reisepass werden vom Zoll nicht anerkannt. Man muss ein tagaktuelles Dokument von der Einreisebehörde vorlegen. Als ab zu einer Vertretung dieser Behörde, die sich zufällig in der Stadt befindet. Anstehen und hoffen, dass man ohne Termin das gewünschte Dokument erhält. Für die Bearbeitung muss man 6 Dollar bezahlen. O.k., aber Bezahlung nicht in der Behörde, sondern in einer speziellen Staatsbank. Mit dem Taxi zur Bank. Danke, sie ist offen und ich kann bezahlen mit Karte. Dann mit dem Taxi zurück zur Immigrationsbehörde für das Dokument und dann zurück zum Zoll. Doch was ist das, freitags, 13:00 Uhr, keiner ist da? O.k., Mittagspause bis 14:00.

14:45 Uhr kommt auch „schon“ eine zuständige Bearbeiterin. Eine endlose Geschichte….

Gegen 16:00 Uhr darf ich den Parkplatz vom Zoll betreten. Kurios, dem Sicherheitsdienst interessieren meine Dokumente nicht, er lässt mich nicht passieren, er muss erst nachfragen und selbstverständlich ist die Person gerade nicht telefonisch zu erreichen. Wie auch immer ….. gegen 17:00 Uhr habe ich mein Fahrzeug und der Motor springt nach 5 Monaten warten an.

Welch ein Wunder, ich habe das Fahrzeug in Ecuador und darf es hier als Tourist 3 Monate nutzen. Eventuell wird es auf 6 Monate verlängert. Der Prozess zur möglichen behördlichen Nutzungsverlängerung soll mir noch mitgeteilt werden, weil die Mitarbeiter sich über den Ablauf nicht einig sind.

Gott schickt Engel wenn es Dick kommt

Engel in Ecuador und Deutschland

Gott schickt Engel wenn es dick kommt. Es ist unglaublich, in den schlimmsten Zeiten dieser Episode mit Zoll, dem Wohnmobil, Visa, Versteigerung meines Wohnmobils und sonstige Problemchen, wo ich verzweifelt und nicht mehr weiter wusste… schickt er Menschen, die mich an die Hand genommen haben.

Einen Rechtsanwalt, der mich mehrfach beraten hat, einen Zollagenten, der sich persönlich für die Sache eingesetzt hat, der mit den Verantwortlichen telefoniert und letztlich die rechtlichen Schreiben vorgeschrieben hat. Einen Wohnungseigentümer in Manta, der aus Scham auf seine Miete verzichtet hat und mit aufbauenden Worten zum richtigen Zeitpunkt zur Verfügung stand und nicht zuletzt Freunde, die mich vor Ort begleitet und unterstützt haben. Alle sind Ecuadorianer, die selbst mit der Situation unzufrieden waren und kein Geld verlangt haben, aber im richtigen Moment mehrfach oder permanent geholfen haben.

Einige von ihnen habe ich nicht gesucht oder angesprochen, sie waren auf einmal da. Andererseits, Menschen oder Institutionen, von den ich Hilfe erhofft habe, konnten letztendlich nicht helfen. Danke, Danke, Danke mein Jesus, für diese Engel zum richtigen Zeitpunkt.

Danke auch meinen Eltern in Deutschland die mich und die Mercedes-Werkstatt bei Fehlersuche und bei vielen anderen Dingen unterstützten. Danke an meinen Sohn Aaron, der mir die neue Software in Deutschland für die Kommunikation einrichtete.

Danke auch an Rico Weißbach der auf seiner Missions-Hilfsreise nach Ecuador, mir in einem extra Koffer aus Deutschland, einige von der Überfahrt gestohlenen Sachen und ein neues Sicherheits-Handy mitgebracht hat, was mir mit meinem Computer in Quito gestohlen wurde.

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