Meine Zeit 2021, in Deutschland
Auswirkungen des deutschen Meldegesetzes
10 Wochen habe ich in Deutschland verbracht um den 75. Geburtstag meines Vaters zu feiern, Freunde zu besuchen, das Wohnmobil für Südamerika vorzubereiten und die von mir wohl am meist unterschätzte Aufgabe, meine Dokumente, Verträge und sonstigen Anträge zu organisieren.
Es gab viele schöne Momente, aber in der Summe war die kurze Zeit hier sehr auszehrend und emotional herausfordernd…. Ausgenommen am Wochenende bin ich fast jeden Tag 7:00 Uhr aufgestanden habe bis 19:00 Uhr am Fahrzeug und dann bis 1:00 Uhr im Büro (Wohnmobil) gearbeitet. 5-6 Stunden Schlaf und dann wieder das gleiche Prozedere.
Ich brauche Urlaub!
Am meisten hat mir das Meldegesetz in Deutschland und die daraus folgenden Konsequenzen zu schaffen gemacht. Hier heißt es, wer länger als 6 Monate nicht in Deutschland ist und nicht von einer Organisation/ Firma entsendet wurde, muss sich abmelden. Für junge Menschen ist dies keine Herausforderungen, für „erfahrene Personen“ Alter 50+ mit einer Menge bestehender Vertragsstrukturen ist der Langzeitaufenthalt außerhalb der EU eine Lebensumstellung. Schon die Mitteilung an die Bank löst ein 15-seitigen Fragebogen aus, die Krankenkasse kündigt praktisch den Versicherungsschutz, Rechtsschutzversicherungen werden ungültig, die Haftpflicht schränkt den Schutz ein, Telefonverträge kündigen sich, usw.. Selbst bei der Fahrzeugzulassungsstelle hatte ich einen Termin mit der Leiterin der Behörde um nach möglichen Wegen zu suchen. Nichts von diesen Aufgabenstellungen liefen im ersten Anlauf, viele Schriftwechsel, Telefonate und meist noch Abschlussgespräche wurden geführt. Deutschland und seine Bürokratie, ein Fluch und manchmal ein Segen zugleich.
Handarbeit für den Seelenfrieden und grandiose Unterstützung durch Familie und Freunde
Dankbar bin ich für die viele Unterstützung durch Freunde und Familie, die ich in dieser Zeit erfahren habe.
Ich konnte für mich nochmals feststellen, dass neben der vielen geistigen Arbeit, die körperliche und handwerkliche Tätigkeit ein wichtiger Bestandteil für meinen Seelenfrieden ist. Es ist einfach ein Genuss, am Ende des Tages zu sehen und das anzufassen, was man geschaffen hat. Das Wohnmobil hat mir auch hier unendliche viele geistige wie auch handwerkliche Herausforderungen gestellt. Es ist das eine, ein Wohnmobil fertig zu kaufen, es ist etwas anders, herauszufinden was man möchte, was man auf einer speziellen Reise braucht und dann diese Erkenntnisse selbst umsetzt.
Mein Wohnmobil
Am Fahrzeug gibt es nur noch wenige Dinge, die original sind. Äußerlich ein gebrauchtes, in die Jahre gekommenes Fahrzeug mit Schrammen und Beulen aus dem ersten Leben. Kein Chrom mehr, keine mattschwarze Optik, einfach gezeichnet und geprägt von dem Erlebten. Der Lack vergilbt und blättrig, doch innerlich, so glaube ich zu mindestens, eines der modernsten Fahrzeuge, gerüstet für ein neues Leben.
Ist das Auto der Spiegel meiner selbst, gezeichnet von Freunden und den Narben des bisherigen Lebens? Nichts ist hier perfekt, aber es ist meine vertraute Homebase, bereit für ein neues Abenteuer.
Monetär keine kluge Entscheidung, die Änderungs- und Ausbaukosten haben zwischenzeitlich den Kaufpreis des Wohnmobils bei weitem überschritten, aber es ist das was meinen Vorstellungen am nächsten kommt und in der Form, was es nicht fertig zu kaufen gibt.
Emotional herausfordernd
Die Situation mit meiner Familie ist entspannt, aber es fällt mir schwer, fast jeden Tag an ihnen, dem Haus und Grundstück vorbeizufahren oder unsere gemeinsamen Freunde zu besuchen.
Wie auch immer, meine Eltern und Schwiegereltern haben sich sehr über die indigenen Aquarelle aus Otavalo gefreut und sie hängen jetzt in ihren Wohnzimmern.
Es wird mir auch bewusst, dass ich meine 75-jährigen Eltern nicht ewig habe, einerseits bin ich genervt von der Behütung, andererseits bin ich Gott dankbar, dass ich sie habe und sie mir immer eine Anlaufstelle und Hilfe sind und immer waren.